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Lautrer Fanerinnerungen

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Madrid ´82 - Einmal hin und zurück von Christoph Clos

Tagebuch

 Erster Teil-Übernachtung im Puff von Barcelona

Freitag, 11.12.1981 Auslosung UEFA-Cup: Real Madrid – 1. FC Kaiserslautern

Samstag, 12.12.1981 Weihnachtsmarkt Offenbach-Hundheim. Die Euphorie ist riesengroß! „Wir organisieren einen Bus nach Madrid! O weh, reicht einer?“

Januar/Februar 1982 Man hört nichts mehr von einer Fan-Fahrt nach Madrid. Thomas R. und ich sprechen nach dem Training beim VfR Hundheim-Offenbach über den Bus, den es nicht geben wird und die Möglichkeit mit dem PKW zu fahren. Resonanz: 2 Interessenten, Thomas und ich.

Freitag, 26.02.1982 Im VfR-Sportheim nach dem Training besprechen wir beide mit welchem Auto wir fahren. Thomas hatte einen Opel Rekord, ich einen ockerfarbenen Golf 1 mit 50 PS. Entscheidung: Der Golf ist kleiner und älter, also das Verlustrisiko geringer. Treffpunkt irgendwann am frühen Samstagmorgen bei Thomas am Kesselberg in Hundheim.

Samstag, 27.02.1982  Vorm Haus von Thomas hupe ich. Licht ist schon an. Thomas lugt heraus und sagt: „Du bist ja wirklich da! Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet. Vorsichtshalbe habe ich gestern aber noch Proviant (Bier) gekauft und mir den Wecker gestellt. Sollen wir wirklich fahren?“ Ich antworte ihm: „Klar, oder sollen wir umsonst so früh aufgestanden sein?“
Also packte Thomas sein Gepäck (eine kleine Sporttasche) und Bier zu meinem Gepäck (eine kleine Sporttasche) und Bier in den Kofferraum und los ging es.

Über Saarbrücken führte uns die Reise in Richtung Süden. Im neuen Blaupunkt Kassettenradio liefen die Beach Boys (bis die Kassette eierte) rauf und runter. Erste Verluste gab es unterwegs auch schon: Meine FCK-Fahne, 80 x 60 cm, hatten wir im Fenster eingeklemmt, um jedem zu zeigen wer hier unterwegs ist. Irgendwo in Frankreich ist aber das Fahnenstäbchen gebrochen und die Fahne blieb in Frankreich.
Kurz hinter der spanischen Grenze mussten wir tanken und ein freundlicher Tankwart „klärte“ uns auf, dass das spanische Benzin nicht gut geeignet, ja vielleicht sogar schädlich für unseren Golf wäre. Der freundliche Tankwart verkaufte uns ein unbedingt nötiges Additiv, füllte es auch noch selbst in den Tank und wünschte uns eine gute Fahrt. Keine 100 km weiter ruckte und bockte der Golf, ab 60 km/h wie ein störrischer Esel. Keine Ahnung was der freundliche Tankwart meinem Golf da eingeflößt hatte, auf jeden Fall bekam es ihm scheinbar nicht. Also mit 60 über die Autopista nach Barcelona, unserem Etappenziel für heute.

In Barcelona ging es erstmal Richtung Zentrum, um eine Unterkunft zu suchen. Nach mehreren Runden in der City parkten wir den Golf genervt am Straßenrand und suchten ein Hotel. Nach mehreren Anläufen fanden wir ein Zimmer. Dieses gab es zwar nur ohne Frühstück, das sollte aber kein Problem sein für uns. Lediglich die Frage der Dame an der Rezeption auf Englisch, ob wir das Zimmer für die ganze Nacht möchten hätte uns schon mal nachdenklich machen sollen. Zurück zum Golf, um einen Parkplatz zu finden. Dann der Schreck: Die kleine Dreiecksscheibe auf der Beifahrerseite war eingeschlagen! Mein neues Radio! Zum Glück hatte ich das Radio mit einem Rahmen im Armaturenbrett eingebaut! Die Räuber scheiterten zum Glück daran. Doch nun den Golf auf einem Parkplatz abstellen? Dann wäre wohl das Radio doch noch weg. Also in ein Parkhaus. Diesmal trafen wir aber auf einen wirklich freundlichen Mitarbeiter des Parkhauses. Dieser bot uns an, für DM 20,- die Scheibe mit Folie zu ersetzen! Super! Einigermaßen beruhigt nahmen wir unser Gepäck und brachten dies auf unser Zimmer und machten uns auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Bars, Kneipen, kleine Restaurants, alles war da! Ich glaube in der zweiten Kneipe oder Bar war es, als wir uns mal genauer umsahen. Was war denn das für ein Publikum? Jetzt gingen wir mal mit offenen Augen durch die Straßen! Lauter hübsche Mädchen waren da unterwegs. Manchmal waren es auf den zweiten Blick aber gar keine Mädchen. Da kam uns dann die Erkenntnis wo wir gelandet waren: Mitten im „Puff von Barcelona“! Die Verwunderung der Dame an der Rezeption konnten wir uns jetzt auch erklären. Ein Stundenzimmer für die ganze Nacht! Machte aber nichts, unsere Erfahrung zeigt, auch in einem Stundenhotel kann man eine ganze Nacht schlafen.
Notiz am Rande: Meine damalige Freundin und jetzige Frau hatte nicht so recht an die Unternehmungslustigkeit von Thomas und mir geglaubt. Meinen Anruf aus Barcelona mit Schilderung der Stadt nahm sie nicht so ganz ernst und meinte, es würde jetzt reichen mit den Märchen. Um wieviel Uhr ich sie endlich abholen komme. Im Turnerheim in Lauterecken spielen doch die Tramps! Wie lange sie dann gewartet hat weiß ich bis heute nicht.

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Madrid ´82 - Einmal hin und zurück von Christoph Clos

Tagebuch

 Zweiter Teil - Wo ist Ulla?!

Sonntag, 28.02.1982 Da es wenig Sinn machen würde mit dem 60 km/h-Golf auf der Autobahn Richtung Madrid (Tagesziel) zu fahren, entschlossen wir uns die Mautgebühren zu sparen und über die Landstraßen unseren Weg zu nehmen. Spanische Frühlingssonne, etwas Rotwein, Brot und Käse, so konnten wir unsere Fahrt entspannt genießen. Das Auto machte uns aber langsam doch Sorgen. An diesem Tag kamen wir nur bis Saragossa. Jetzt wollten wir es aber wissen. Was ist mit dem Golf los? In einer VW-Werkstatt fanden wir glücklicherweise einen Werkstattmeister, der lange in Deutschland gearbeitet hatte. Seine Einschätzung war: Reparaturdauer ca. 1 Tag, Ersatzteilbeschaffung in Spanien ca. 2 Wochen (DM 1.000,-). Er empfahl uns den Wagen in der Werkstatt stehen zu lassen, und mit dem Zug nach Madrid zum Spiel zu fahren. Danach sollten wir versuchen mit dem „geschwächten“ Auto nach Andorra zu kommen. Da kommen die Ersatzteile aus Frankreich, sind billiger (DM 500,-) und schneller verfügbar.
Ach so, die Ursache für den Schaden am Auto hat uns der Meister auch erklärt. Das Additiv der Tankstellen ist total unnötig, überteuert, aber auch ungefährlich, also nicht der Grund. Sorry an den freundlichen, geschäftstüchtigen Tankwart an der Grenze. Der Motor hat ganz einfach viel zu viel Öl nachgefüllt bekommen. Okay, waren wir also auch noch selbst schuld!
Krisensitzung. Was machen? Unser Bargeldbestand reichte weder für die Reparatur in Andorra, und erst recht nicht für die in Saragossa. Jetzt rächte sich unsere wenig durchdachte Reisevorbereitung. Nur etwas Bargeld und, damals bei Auslandsreisen unerlässlich, Euroschecks hatten wir natürlich nicht dabei.
Dann ließ Thomas die Katze aus dem Sack! Er würde ganz gerne seine ehemalige Freundin, Ulla aus Rothselberg besuchen! Die wohnt und arbeitet in Madrid bei einem deutschen Industriellen als Kindermädchen. Sein Name sollte Wally oder so ähnlich sein. Eine Adresse hatte Thomas nicht. Okay, getreu dem Motto „no risk no fun“ entschieden wir weiter über die Landstraße nach Madrid zu fahren.

Montag, 01.03.1982 Auf unserem Weg durch das Landesinnere hatten wir einen treuen Begleiter. Alle paar Kilometer grüßte uns von den Höhenzügen der Osborne-Stier.
Gegen Nachmittag erreichten wir die Peripherie von Madrid. Wie sollen wir Ulla hier finden? Erster Versuch über einen Taxifahrer. Mit unserem holprigen Schulenglisch wird das schon gehen hofften wir. Der Taxifahrer erklärte uns, dass es in Madrid viele Wohnsiedlungen, Urbanizaciones gibt, in denen Ausländer in Villen wohnen. Es gäbe welche in denen fast nur Deutsche wohnten, aber auch gemischte, z. B. Deutsche und Schweizer in einer Siedlung. Die Siedlungen seien abgesperrt und durch Sicherheitsdienste bewacht. Er hätte schon eine Idee wo wir fündig werden könnten, wir sollten ihm folgen. Nach einer halben Stunde Rundfahrt durch Madrid, zum 3. Mal der gleiche Kreisel, ließen wir ihn sein Sightseeing alleine weiter betreiben und bogen ab.
Unsere Anfragen in den ersten beiden deutschen Siedlungen blieben erfolglos. In der nächsten, einer die von Deutschen und Schweizern bewohnt wurde, keimte Hoffnung auf. Wurde auch langsam Zeit, es war mittlerweile Abend geworden. Hier gab es wirklich einen Deutschen mit dem Namen Wally, der mit zwei Kindern und einem deutschen Kindermädchen hier wohnte. Das Wachpersonal telefonierte mit ihm und er erklärte sich bereit uns am Tor abzuholen. Wir folgten seinem Wagen, einer „Sänfte“ namens Citroën Palas bis zu seiner Villa. Ulla sei noch unterwegs bei ihrem Flamenco Abend, würde aber sicher bald kommen. Wally versorgte uns schon mal mit Rotwein und wir unterhielten uns prächtig mit ihm. Irgendwann hörten wir einen Schrei auf dem Parkplatz vor der Villa und Ulla stürmte herein. Bei der Auffahrt zum Parkplatz wäre sie vor Schreck fast an der Mauer gelandet, als sie einen Wagen mit KUS-Kennzeichen dastehen sah! Wir wurden eingeladen für die Zeit in Madrid bei Wally zu übernachten! Super! Es wurde ein schöner, interessanter Abend mit Rotwein und ersten Flamenco Versuchen.

Dienstag, 02.03.1982 Am Abend hatten wir Ulla und Wally über unsere Situation bezüglich Auto und knappe Geldreserven in Kenntnis gesetzt. Wally bot uns sofort seine finanzielle Hilfe an. Wir wollten es aber zuerst mal bei unserem FCK versuchen Hilfe zu bekommen. Ulla war am nächsten Vormittag mit einer spanischen Freundin in der Stadt verabredet. Die Beiden brachten uns zum Bernabeu-Stadion, zur Geschäftsstelle von Real Madrid. Hier wollten wir die Adresse vom FCK-Hotel in Erfahrung bringen. Nachdem wir auch hier unsere Lage geschildert hatten, bekamen wir die notwendige Adresse. Als Highlight durften wir auch noch einen Blick in den Trophäensaal von Real werfen! Damals schon sehr beeindruckend. Wir kauften 4 Karten für unsere beiden Dolmetscher und uns, mutig wie wir waren, im Real-Block!

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Madrid ´82 - Einmal hin und zurück von Christoph Clos

Tagebuch

 Dritter und letzter Teil - FCK-Familie! (Oder wie Norbert Thines uns aus der Patsche half)

Das FCK-Hotel war gefunden. Mit einigen Überredungskünsten ließ uns der Wachmann dann auch in die Tiefgarage einfahren. Ulla und ihre Freundin warteten an der Hotelbar und wir begaben uns auf die Suche nach Norbert Thines, der damals Geschäftsführer beim FCK war. Ein Mitarbeiter des FCK schenkte uns aufgrund unseres unverkennbaren Pfälzer Dialekts das Vertrauen und gab Norbert Thines Bescheid, dass wir ihn sprechen möchten. Norbert kam und hörte sich unsere Geschichte an. Ein wenig ins Staunen kam er schon. Dann bat er um einen Moment Geduld, fragte ob die beiden Damen an der Bar zu uns gehörten und bestellte erstmal Getränke für uns vier. Ulla musste dann dringend telefonieren. Wie bei Frauen auch damals schon üblich dauerte es etwas länger. Vor der Telefonkabine im Hotel trippelte ganz nervös und ungeduldig die Reporterlegende Fritz Danko, um seinen Bericht an den SWF durchgeben zu können. Mit einem Lächeln im Gesicht kam Norbert Thines zurück. Leider hat der FCK nur noch Bargeld in Höhe von DM 500,- zur Verfügung, ließ er uns wissen. Damit kämen wir, wenn wir Frankreich erreichen, schon erst einmal klar, wollte ich mich schon bedanken. Norbert setzte aber noch einen drauf! Er blätterte die DM 500,- vom FCK und noch einmal DM 500,- aus seinem eigenen Geldbeutel auf den Tisch! Wow! Vier Karten für das Spiel wollte er auch noch dazu legen. Das war aber langsam zu viel für uns! Wir erklärten, dass wir das Spiel gerne mit Real-Fans verfolgen wollen. Wir holten unsere Personalausweise hervor und fragten wo wir für diesen Kredit unterschreiben sollen.
„Eehr Buwe, des brauche eehr doch net. Kommend äfach in Lautre uff die Geschäftstell und bringend dess Geld widder.“
1.000,- DM auf die Hand, ohne irgendwelche Sicherheiten, außer unseres Pfälzer Dialektes! Das war schon ein sehr großer Vertrauensbeweis! FCK-Familie halt.

Mittwoch, 03.03.1982 Spieltag: Das neue Bernabeu-Stadion, gerade für die WM fertiggestellt, war schon sehr beeindruckend. Der Spielverlauf ist ja bekannt, wir lagen 3:0 hinten bis Norbert Eilenfeldt in der 85. Minute uns mit einem Elfmeter neue Hoffnung gab. Die Madrilenen bei uns im Block waren gönnerhaft für diesen Ehrentreffer. Wunderbar, damit waren beide Seiten zufrieden! Bei uns überwog aber da schon das Gefühl, das schaffen wir auf dem Betzenberg! Während des Spiels waren die Einheimischen sehr bemüht uns das Rotweintrinken aus der Bota (Trinkschlauch aus Leder) beizubringen. Mit eher mäßigem Erfolg. Die Rotweinflecken auf unseren Klamotten waren wirklich sehr hartnäckig. Nach dem Spiel feierten wir noch gemeinsam in der Altstadt. Einige der Spanier kündigten ihr kommen fürs Rückspiel an. Irgendwie wollten wir uns treffen, wussten aber noch nicht wie wir das hinbekommen sollen.

Donnerstag, 04.03.1982 Gegen Mittag verließen wir unsere Gastgeber in Madrid mit dem Ziel übers Baskenland und Paris zurück in die Pfalz zu fahren. Bis nach Bordeaux über Biarritz schafften wir es mit Tempo 60 über die Landstraßen. Jetzt gab es eine Nacht mit Bordeaux-Wein und Baguette im Golf. Der Motor hielt noch und die DM 1.000,- waren in Reserve!

Freitag, 05.03.1982 Der Wagen läuft immer noch zuverlässig mit 60. Nachmittags kurz vor Paris stellte sich die Frage: Durchfahren oder noch eine Nacht in Paris? Klare Entscheidung: Auto hält und DM 1.000,- in der Tasche! Übernachtung in Paris.

Samstag, 06.03.1982 Unser Ziel bis zum Anpfiff der Bundesliga-Partie gegen Bayern in unserer Stammkneipe beim Ossi in Offenbach-Hundheim einzulaufen schafften wir! Thomas und ich hatten uns verständigt erstmal nicht allzu viel zu verraten, wie es uns ergangen ist. Da hatten wir aber gar keine Chance! Beim Eintreffen in der Kneipe wurden wir schon begrüßt: „Na, läuft euer Auto wieder?“ Die RHEINPFALZ und die BILD hatten, woher auch immer die das mitgekriegt hatten schon über eine „junge Kuseler Wagenbesatzung in Schwierigkeiten in Madrid“ berichtet. Ebenso hatte im SWF-Fernsehen Fritz Danko dies thematisiert. Unseren Kumpels war natürlich klar, dass nur wir das gewesen sein konnten.

Montag, 08.03.1982 Am Nachmittag treffen Thomas und ich in der FCK Geschäftsstelle ein. Auf unsere Bitte Norbert Thines sprechen zu dürfen war die Mitarbeiterin zunächst sehr reserviert. Wir begannen zu erklären, da kam Norbert aus seinem Büro und rief: „Ei eehr Buwe, do sinner jo widder. Sinn ner guut häm komm?“. Wir legten zweimal DM 500,-, einmal für den FCK und einmal für Norbert Thines auf den Schreibtisch und traten als Mitglieder in den Verein ein.

Mittwoch, 17.03.1982 Vor dem Rückspiel machten wir beide uns auf die Suche nach unseren spanischen Freunden. Hinter der Westkurve gab es einen provisorischen Zeltplatz für die Gäste. Hier hofften wir sie zu finden. Das war aber aussichtslos! Erst ein, zwei Tage später sah ich eine Reportage über die spanischen Fans auf dem Betzenberg im SWF-Fernsehen. Hier erkannte ich tatsächlich zwei unserer Freunde aus Madrid. Sie hatten Wort gehalten und sind nach Kaiserslautern gekommen!
Das Ergebnis des Rückspiels dürfte hinlänglich bekannt sein.

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