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Interview mit Andreas Wessels

"Sobald ich in Bochum bin, bin ich der Kaiser."


Andreas Wessels spielte weit über 200-mal in der Bundesliga und 2. Bundesliga für den VfL Bochum und Fortuna Köln. Heute lebt er in Köln und ist Betreiber der größten Fußballhalle Europas. In unserem Interview erzählt er von Thorsten Legat, der ihn und "Katze" Zumdick als 17-jähriger Fahrschüler zum Training fahren musste und dass er heute nur noch ganz selten ins Stadion geht.

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von Mario Gailing
Andreas Wessels, Sie sind neben Franz Beckenbauer der wohl zweit bekannteste deutsche 
Fußballkaiser. Werden Sie auch heute noch so genannt?
Nein, in Köln nicht, aber sobald ich in Bochum bin, bin ich der Kaiser.

Bevor wir uns mit der Vergangenheit befassen. Was haben Sie im Anschluss an Ihre Karriere gemacht und was machen Sie heute beruflich?
Ich betreibe seit 2002 die größte Fußballhalle Europas. Mittlerweile übernehmen meine Söhne das 
Geschäft.

Sie haben eine halbe Ewigkeit für den VfL Bochum gespielt. Halten Sie noch heute Kontakt zu 
Mitspielern oder sind gar Freundschaften entstanden?
Leider nicht, aber das ist denke ich normal, obwohl wir eine tolle Zeit gemeinsam hatten.

1989 haben Sie den Kult-Keeper Ralf „Katze“ Zumdick aus dem Tor verdrängt? Wie haben die Fans 
darauf reagiert?
Am Anfang war es nicht so einfach, aber nach einer bestimmten Zeit und guten Leistungen war das 
kein Thema.

Man hatte immer das Gefühl, dass Ralf Zumdick und Sie sich mögen. Veränderte sich das Verhältnis zu Zumdick, nachdem Sie ihn als Nummer 1 im Tor abgelöst haben?
Wir hatten immer ein tolles Verhältnis, auch wenn Holger Osieck bei jedem Fehler des Anderen 
den Torwart wechselte. Katze war ein super netter Kollege.

Der VfL Bochum galt immer als graue Maus der Bundesliga. Haben Sie sich nicht auch mal nach mehr Glamour bei einem großen Verein gesehnt?
Damals hat ein Torwart nicht einfach den Verein gewechselt wie heute. Meist blieben die Keeper beim Verein bis sie umfielen.

Ich war 2018 zum ersten Mal im Bochumer Ruhrstadion bei einem Auswärtsspiel des 1. FC 
Kaiserslautern und war begeistert. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Würstchen und Bier 
wurden aus Bretterbuden heraus verkauft. Bevorzugen Sie solche Kultstadien oder die modernen 
Arenen?
Bochum hatte bereits zu meiner Zeit dieses schöne reine Fußballstadion, woran sich bis heute kaum was verändert hat. Nur der Fußball ist schlechter geworden.

Gehen Sie in Ihrer Freizeit noch in Fußballstadien oder sind Sie „satt“? 
Nein nur selten, wenn ich weiß das guter Fußball geboten wird. Mein letztes Spiel war Köln gegen Bayern und Bayern gegen Chelsea sollte ein weiteres Spiel sein, welches ja wegen dem Corona-Virus erstmal auf Eis liegt. Dann reicht es aber auch für eine Saison. Außerdem war ich Anfang des Jahres in Liverpool gegen Sheffield und sehr beeindruckt.

Gibt es bestimmte Spiele oder Szenen, an die Sie sich besonders gerne zurückerinnern?
Ich habe zuletzt bei YouTube unter Andreas Wessels einige tolle Szenen entdeckt. Daran erinnert man sich gerne zurück.

Sie haben mit Spielern wie Thorsten Legat, Edgar „Euro Eddy“ Schmitt oder Dirk Lottner 
zusammengespielt. Gab es Mitspieler, die Sie beeindruckt haben? 
Thorsten Legat war ein geiler Kicker.

Es kursiert eine Geschichte im Internet, dass Sie und Ralf Zumdick dem damals 17-jährigen Thorsten Legat eine Privatfahrstunde gegeben haben sollen. Wie kam es dazu?
Da er sehr lange brauchte, um den Führerschein zu bekommen haben wir ein wenig geholfen und 
uns zum Training von ihm fahren lassen.

Thorsten Legat hat sich mit der Teilnahme am RTL Dschungelcamp zurück in die Öffentlichkeit gebracht. Förderlich für eine seriöse Anstellung bei einem Profiverein war das sicherlich nicht. Warum haben so viele ehemalige Fußballspieler Probleme nach ihrer Karriere Fuß im ganz normalen Berufsleben zu fassen?
Ich habe auch mal bei der Spielergewerkschaft VDV ein Fußballcamp geleitet und war überrascht, dass so wenige Spieler an die Zeit nach dem Fußball denken.

Welchen Trainer würden Sie als Ihren besten Trainer bezeichnen und warum? 
Meine Trainer waren alle sehr gute Typen.

Haben Sie Erich Rutemöller eigentlich persönlich gedankt, dass er Ihre Profikarriere ins Rollen 
gebracht hat, ohne je Ihr Trainer gewesen zu sein?
Ja, beim Fußballlehrerlehrgang unter ihm. Er hatte Hermann Gerland damals wohl den Tipp gegeben.

Ihre letzte Profistation war Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. Dort spielten Sie unter dem Präsident Hans „Jean“ Löhring. Er galt als Selbstdarsteller und sorgte für einige kuriose Geschichten. Wie haben Sie ihn erlebt?
Er war ein richtiger Kölner und ein schwerer Verhandlungspartner, aber ein super Typ. 

Sie mussten Ihre Karriere verletzungsbedingt beenden. Ist es Ihnen schwer gefallen die große 
Fußballbühne zu verlassen?
Da ich bereits über 34 Jahre alt war und ein Jahr Rehatraining ohne Erfolg absolviert hatte, war es 
kein Problem.

Wie hat Sie die Stimmung im Stadion beeinflusst? Gab es Stadien in denen Sie nicht gerne, bzw. sehr gerne gespielt haben?
Der Betzenberg war besonders, da haben wir nie gewonnen. Die spielten mit Schiedsrichter und 
fantastischen Fans, da hatte man keine Chance.

Sie haben so viel Erfahrung im Profifußball gesammelt und sind Fußballlehrer. Wollten Sie nie eine 
Profimannschaft trainieren?
Es hat sich nicht ergeben. Aber das ist eigentlich auch ganz gut so, wenn man die häufigen Trainerwechsel verfolgt.

Glauben Sie, dass Sie in Ihrer Karriere alles richtig gemacht haben oder würden Sie heute etwas 
anders machen?
Es war eine super Zeit und ich erinnere mich gerne daran zurück. Man hat auch viele Erfahrungen für das weitere Leben machen dürfen. Von daher passt es also.

Hatten Sie Vorbilder auf der Torwartposition? 
Sepp Maier war der Beste!


Spielerstationen
1986 - 1995     VfL Bochum
1995 - 1998     SC Fortuna Köln

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