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Interview mit Uwe Freiler

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"Reiner Geye wollte mich immer zum FCK holen."

Uwe Freiler spielte in der Bundesliga für den FC Homburg und Waldhof Mannheim. Er erzählte uns, wie sein Wechsel zum BVB wegen einem Kreuzbandriss platzte und davon, als ihm Litti mehrfach in die Genitalien flankte. Außerdem versprach er Lothar Matthäus im Spiel gegen die Bayern, dass er sich von der Siegprämie seine Haare schneiden lässt. Leicht schadenfroh zeigte sich Freiler uns gegenüber, als er davon spricht, wie er FCK-Trainer Bongarts, der eine Verpflichtung ablehnte, quasi im Alleingang aus dem Amt ballerte.

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von Mario Gailing


Uwe Freiler, bevor wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen, möchten wir gerne wissen, was du im Anschluss an deine Karriere gemacht hast und heute beruflich machst?

Meine Profikarriere musste ich 1995 beim FC Homburg nach der vierten Operation am linken Knie beenden. Im Anschluss habe ich ein sehr schönes halbes Jahr in der Verbandsliga Südwest beim FK Pirmasens verbracht, bevor ich Spielertrainer bei meinem Heimatverein Palatia Limbach wurde. Nach fünf Jahren sind wir damals in die heutige Saarlandliga aufgestiegen. Über die Jahre war ich bei der Palatia immer wieder in verschiedenen Positionen tätig. In den beiden Jahren als Vorstand war Stefan Kuntz Spieler der Palatia. Beruflich bin ich seit über 20 Jahren selbständig und leite eine

Handelsvertretung für Fachmedien. Ich vertrete im Außendienst die Firma bfd-buchholz-fachinformationsdienst.


Als 17-Jähriger wurdest du vom damaligen Drittligisten FC Homburg verpflichtet, wo du vorerst für die A-Jugend und die zweite Mannschaft eingeplant warst. Hattest du da schon den Traum Fußballprofi zu werden?

Ein klares Ja. Den Plan hatte ich. Im letzten Jahr A-Jugend bin ich für den Traum Fußballprofi zu werden von Limbach nach Homburg gewechselt. Ich hatte vereinbart, dass ich die komplette Vorbereitung und anschließend zweimal die Woche bei Trainer Albert Müller bei der ersten Mannschaft mittrainieren darf. Noch in der Vorrunde war ich dann Stammspieler. Er kannte mich aus seiner Zeit als A-Jugendtrainer beim FCH, da ich als B-Jugendlicher gegen seine Mannschaft alle drei Tore zum Limbacher Sieg gemacht habe. Trotz vieler Angebote bin ich in der Jugend der Palatia

treu geblieben. Wir hatten eine tolle Truppe mit großer Kameradschaft. In der B-Jugend haben wir den Saarlandpokal gewonnen.


Schnell wurdest du in der ersten Mannschaft eingesetzt, mit der du am Ende der Saison in die 2. Bundesliga aufsteigen konntest. Mit gerade einmal 18 Jahren hattest du mit 10 Treffern gehörigen Anteil, dass Homburg sich auch in der höheren Liga halten konnte. Haben sich deine persönlichen Ziele da schon verändert in Bezug auf höhere Aufgaben, bzw. größere Vereine?

Ich war noch sehr jung und bin mit meinen Aufgaben schnell gewachsen. Ich habe alles an Erfahrungen aufgesogen. In der Jugend war ich lange Libero und spielte gegen Ende auch im Mittelfeld. Erst in Homburg wurde ich zum Stürmer gemacht. Wie man den Ball richtig abdeckt mit dem Rücken zum Tor habe ich mir bei Manfred Lenz abgeschaut. Da konnte ich viel lernen. Eine tolle Erinnerung waren die Spiele der Aufstiegsrunde. Der Sieg bei 1860 München im Olympiastadion war das Highlight.


Der Klassenerhalt in eurem ersten Jahr in der 2. Bundesliga wurde in einem Herzschlagfinale erst am letzten Spieltag und einem 2:0-Sieg beim SC Freiburg gesichert. Wie habt ihr euch auf dieses wichtige Spiel vorbereitet und wie habt ihr den Klassenerhalt gefeiert?

Wir wussten, dass wir bei einem Sieg gerettet sind. Genauso sind wir in das Spiel gegangen. Wir wollten gewinnen. Beim SC ging es um nichts mehr. Manfred Lenz hatte einen Sahnetag, hat beide Tore gemacht. Gefeiert wurde schon im Bus. Die Heimfahrt war schon feuchtfröhlich mit gegrölten Liedern. Himmlisch! Ich war zu Hause, als es hell war.


Im zweiten Jahr in der 2. Bundesliga hast du erneut zehnmal getroffen und am Ende stand der sensationelle Aufstieg in die Bundesliga. Wo lag der Schlüssel zu diesem Erfolg, von dem vorher niemand gewagt hat zu träumen?

Der Schlüssel zum Erfolg lag darin, dass mit Horst Ehrmanntraut, Bernd Beck und Kurt Knoll ehemalige Homburger Spieler mit viel Qualität dazugekommen sind und wir eine richtig gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern hatten. Mit den Erfolgen, auch auswärts, steigerten wir unser Selbstbewusstsein und haben uns teilweise in einen Rausch gespielt. Es hat richtig Spaß gemacht in dieser Mannschaft zu spielen. Von diesem Erfolg war nicht zu träumen. Wir haben während der Saison immer mehr gespürt, dass er möglich ist.


Was hat der Aufstiegstrainer Fritz Fuchs anders gemacht als sein Vorgänger Albert Müller, der mit fast der identischen Mannschaft im Jahr vorher beinahe abgestiegen wäre?

Wie schon gesagt, mit den drei Rückkehrern hatte die Mannschaft schon ein anderes Gesicht. Auch in der Breite sind mit Wolfram Schanda und Michael Pfahler junge Spieler dazugekommen. Der Spielstil unter Fritz Fuchs hatte sich geändert. Wir sind mutiger aufgetreten und sind auch auswärts vorne draufgegangen und haben Fehler provoziert. Der Sieg am 9. Spieltag in Braunschweig und die Erfolge in Reihenfolge gegen die Spitzenteams Bielefeld, Fortuna Köln und zu Hause gegen Kassel haben den Umschwung vom mittelmäßigen zu einem Top-Team bewirkt. Wir haben fast alle geschlagen und waren irgendwann selbst vorne, so dass die Sensation Bundesligaaufstieg Wirklichkeit wurde.


Fritz Fuchs musste den Verein schon nach drei Bundesliga-Spieltagen

verlassen. Wie kam diese Entscheidung, dass man sich nach zwei Niederlagen

und einem Unentschieden getrennt hat, in der Mannschaft an?

Ich kann nur für mich sprechen. Außenstehende mag dies sehr überrascht haben. Ich fand unsere Vorbereitung auf die Saison nicht optimal. Es hatte sich einiges geändert. Der Verein vertraute lieber auf den bundesligaerfahrenen Trainer Udo Klug. Ich war nach dem ersten Vieraugengespräch von ihm beeindruckt. Er hat mir als junger Spieler viel Vertrauen geschenkt.


Auch in der Bundesliga warst du als erst 20-Jähriger eine feste Größe und hast regelmäßig getroffen. Wo lagen die größten Unterschiede der 2.- und 1. Bundesliga?

Nach dem Aufstieg von der dritten in die zweite Liga habe ich zwei Monate gebraucht, um mich in der Umgebung zurechtzufinden. Der Sprung von der zweiten in die erste Bundesliga war dann eher ein Quantensprung. Da habe ich fast ein halbes Jahr gebraucht um mich an das Tempo und die Anforderungen zu gewöhnen. Jeder Fehler wurde direkt bestraft. Ich konnte in dieser Zeit

etwas mit meiner Unbekümmertheit punkten. Gespielt habe ich immer. Mit den Toren kam auch die Sicherheit. Gerade am Ende der Saison waren ein paar wichtige Tore dabei.


Wie bist du als ganz junger Kerl mit den großen Spielernamen, die in der

Bundesliga auf euch warteten, umgegangen? Plötzlich hießen die Gegner Manni

Kaltz, Augenthaler oder Matthäus. Warst du eher der coole Typ oder hast du

dir in die Hosen gemacht?

Der Respekt war sicherlich da, die Hosen hatten wir aber nie voll. Gerade die Heimspiele gegen die Bayern haben wir nicht verloren. Einmal gewonnen und einmal Unentschieden. Das können heute nicht viele Mannschaften von sich behaupten. Einen Disput hatte ich mal mit Lothar Matthäus. Er meinte, ich soll mir mal die Haare schneiden lassen. Meine Antwort war, dass ich mit der Siegprämie von heute endlich zum Friseur gehen kann. Mit Manni Kaltz habe ich übrigens nach der Karriere

meinen Trainerschein gemacht. Ein Supertyp.


Gegen den späteren Deutschen Meister Bayern München habt ihr zu Hause nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 erreicht. Den Ausgleich hast du markiert. Hast du noch Erinnerungen an dieses Highlight eurer ersten Bundesliga-Saison?

Es gibt Spiele, die vergisst man nicht. Die Bayern wären mit einem Sieg in Homburg Deutscher Meister geworden. Die Meisterfeier fand dann erst eine Woche später in München statt. Das Finale der Landesmeister hatten die Bayern drei Tage vorher in Wien gegen den FC Porto mit 2:1 verloren, als Rabah Madjer mit der Hacke getroffen hatte. Wir lagen schnell 0:2 hinten und haben alles reingehauen. Wir brauchten unbedingt Punkte, um die Relegation noch zu erreichen. Klaus Müller traf zum Anschlusstreffer. Es gab Eckball, ich stand vor Jean-Marie Pfaff. Der Ball wurde verlängert

und fällt hinter mir zu Boden. Ich treffe den Ball glücklich mit der Hacke zum 2:2.


Am letzten Spieltag hast du Homburg durch deinen Treffer zum 2:2 gegen

Berlin auf den Relegationsplatz geschossen, nachdem ihr durch die

Düsseldorfer Führung in Bochum zwischenzeitlich auf einen Abstiegsplatz

abgerutscht seid. Wart ihr auf dem Platz durchgehend informiert, wie es in dem

wichtigen Parallelspiel der Düsseldorfer stand?

Nein, wir haben uns auf unser Spiel konzentriert. Das hat ja dann auch geklappt.


In der Relegation habt ihr nach großem Kampf den FC St. Pauli bezwungen und habt euch somit eine weitere Saison in der Bundesliga gesichert. Wie stehst du nach deinen persönlichen Relegationserfahrungen zu der inzwischen wieder eingeführten Relegation?

Relegation ist nichts für schwache Nerven. Das ist definitiv festzustellen. Es war ein Erlebnis, gerade auf Sankt Pauli. Ich finde die Relegation sehr positiv. Bevor der Drittletzte der Bundesliga direkt absteigt, kann er in zwei Spielen gegen den Dritten der 2. Bundesliga beweisen, dass er besser ist. Auch im Amateurbereich zeigen die Zuschauerzahlen und die Resonanz bei solchen Spielen, dass die Relegation sinnvoll ist.


Zur neuen Saison kam Uwe Klimaschefski als Trainer zum FC Homburg über den es schier unglaubliche Geschichten gibt. Wie hast du ihn als Trainer erlebt?

Ich habe ihn zweimal in Homburg als Trainer erlebt. In der zweiten Bundesligasaison haben wir die Bayern zu Hause mit 3:2 geschlagen. Die hatten 25 Auswärtsspiele nicht verloren. Am Ende sind wir doch abgestiegen. Und in der 2. Bundesliga, als ich von Mannheim nach Homburg zurückgekommen

bin, war er auch Trainer. Da habe ich in der Sauna ein Lob von ihm bekommen. Er hat schon gesehen, dass ich hier der Einäugige unter den Blinden bin. Wir haben in dieser Saison als Mannschaft die Ablösung gefordert, weil es nicht mehr gepasst hat. Wenn wir die Punktzahl der Rückrunde in der Vorrunde gehabt hätten, wäre der Bundesligaaufstieg möglich gewesen.  Die Geschichten, die man sich erzählt, sollten alle wahr sein. Das hat Kurt Knoll bestätigt. Er ist der „Klima-Kenner“. Er hatte ihn in Homburg und in Saarbrücken als Trainer. 


In eurer zweiten Bundesligasaison habt ihr die Bayern, wie du schon erwähnt hast, erneut geärgert und im Waldstadion mit 3:2 besiegt. Auch gegen die anderen Spitzenteams habt ihr gepunktet. Warum stand am Ende trotzdem der Abstieg aus der Bundesliga?

Auch hier habe ich zum 1:0 getroffen. Der Sieg gegen die Bayern war zu Beginn der Saison. Vom Spielverlauf auch verdient. Nüchtern festgestellt waren die Leistungen in dieser Saison zu schwankend und die Qualität hat in dieser Saison nicht ausgereicht.


Nach dem Abstieg bist du zum Bundesligisten Waldhof Mannheim gewechselt. Wie schwer ist es dir gefallen von deiner Heimat wegzugehen, um weiterhin Bundesliga zu spielen?

Ich fand es spannend. Ich war erst 22 Jahre alt. Für meine Entwicklung war es genau der richtige Schritt. In Homburg hatte ich in den beiden Bundesligajahren die meisten Spiele gemacht und die meisten Tore erzielt. Jetzt wollte ich mich auch in der Fremde beweisen. Beim SV Waldhof habe ich mich richtig wohl gefühlt, vor allem die Spiele am Alsenweg im engen Stadion, da war immer die Hütte voll. 


Die früheren Derbys zwischen Mannheim und Kaiserslautern sind legendär. Steckt einen Spieler diese teilweise hasserfüllte Derby-Atmosphäre an und empfindet man genauso wenig Sympathie für die gegnerische Mannschaft oder ist ein Derby für die Spieler ein Spiel wie jedes andere?

Als Spieler weiß man um die Wichtigkeit eines Sieges in einem Derby für alle Fans. Somit ist jedes Derby ein besonderes Spiel, da auch die Atmosphäre eine besondere ist. Als Spieler habe ich in solchen Spielen aber nie Hass empfunden. Es ist und bleibt ein Spiel. Wie auch, wenn auf der anderen Seite mit Kay Friedmann, Tom Dooley oder Stefan Kuntz Jungs spielten, die ich schon lange kannte und schätzte. Umso schöner ist es am Ende zu sagen „Jungs, ein anderes Mal gewinnt ihr“. Meine Bilanz in den beiden Jahren kann sich sehen lassen.  Einmal verloren, dreimal gewonnen. Im letzten Derby am Alsenweg habe ich beim 4:0 Sieg das erste Tor erzielt. Da ich eine Woche vorher mit Rainer Geye, dem Manager des FCK zusammengesessen habe, wusste ich vor dem Spiel, dass bei einer Niederlage Trainer Roggensack entlassen wird. Nachfolger wurde Kalli Feldkamp, der FCK ist nicht abgestiegen, wurde in dieser Saison Pokalsieger und ein Jahr darauf Deutscher Meister. Schön, dass ich helfen konnte.


In deiner zweiten Saison für Waldhof Mannheim hast du nach der Hinrunde zu den Toptorjägern der Bundesliga gehört und der BVB wollte dich verpflichten. Wie weit waren die Verhandlungen und warum hat es nicht geklappt?

Ich habe mit Manager Michael Meier und Trainer Horst Köppel zusammengesessen. Sie hatten Interesse mich zu verpflichten. Kurze Zeit später spielten wir mit Waldhof beim BVB. Beim Frühstück im Hotel haben Sie mir die BILD-Zeitung unter die Nase gehalten mit der Schlagzeile auf der Titelseite: „Waldhof-Star zum BVB?“ Vorm Spiel im Spielertunnel hat mich dann ein Ordner angehauen: „Ach und du bist der Neue, he.“ Als ich nach ein paar Minuten aus 20-Meter knapp am Tor vorbeigeschossen hatte, sangen die Fans auf der Südtribüne „Uwe für Dortmund“. Das war Nackenhaare stellen und Gänsehaut in einem, richtig geil. Dort hätte ich gerne gespielt. Damals bei diesem Spiel saßen auch Leute von Atalanta Bergamo und dem FC Genua 93 auf der Tribüne, um mich zu beobachten. Wenn ich da nur getroffen hätte. Ich scheiterte einmal am Pfosten und ein Heber über Teddy de Beer landete knapp über der Latte auf dem Netz.   


Leider kam es ganz anders. Ausgerechnet gegen deinen Ex-Verein FC Homburg hast du dir das Kreuzband gerissen und es kam nicht zum Wechsel nach Dortmund. Erzähle uns bitte von der damaligen Situation und deiner Gefühlswelt.

Es war ein sehr wichtiges Spiel gegen den drohenden Abstieg. Nach etwa 15 Minuten habe ich mir das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen. In der Halbzeit stand es 0:1 für Homburg. Trainer Günther Sebert hat mich nicht ausgewechselt. Also wieder raus und weiterspielen. Wird schon irgendwie gehen. Dann bin ich eingeknickt und wusste, dass was kaputt ist. Ich habe bis zum Ende wie in Trance weitergespielt. Das Spiel wurde verloren, wir sind am Ende der Saison abgestiegen. Ich war verletzt und vertragslos.


Wie du eben schon gesagt hast, musstest du mit Mannheim in die 2. Bundesliga. Nach über einem Jahr Verletzungspause hast du schnell wieder zu alter Treffsicherheit gefunden. Hattest du da immer noch die Hoffnung auf einen großen Club?

Nach 17 Monaten Verletzungspause stand ich zum ersten Mal wieder auf dem Platz. Ich wurde immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. In den wenigen Spielen habe ich regelmäßig getroffen. An einen großen Club war aber nicht zu denken.


Nach zwei knapp verpassten Bundesliga-Aufstiegen mit Mannheim bist du zurück zum Ligakonkurrenten FC Homburg gegangen. Wollte Mannheim dir keinen neuen Vertrag geben oder spielte Heimweh eine Rolle für die Rückkehr ins Saarland? 
Mannheim hat mir keinen Vertrag mehr angeboten. Der neue Trainer Sundermann

wollte mich nicht. Leider hat mich Klaus Toppmöller in den letzten Spielen

dieser Saison aus diesem Grund auch nicht mehr gebracht. Auf die Heimat in Homburg habe ich

mich natürlich gefreut.


Nach zwei weiteren Jahren beim FC Homburg und vielen Operationen hast du deine Profikarriere langsam ausklingen lassen. Beschäftigt es dich, dass es aufgrund deiner Verletzungen nicht für einen Spitzenclub oder sogar die Nationalmannschaft gereicht hat? Das Potential war ja durchaus vorhanden.

Der Kreuzbandriss war der Karrierekiller. Es ist müßig darüber nachzudenken, was wäre wenn. Die positiven Erinnerungen überwiegen. Ich hatte eine tolle Zeit und durfte tolle Menschen kennenlernen. Meinen ehemaligen Vereinen wünsche ich nur das Beste.


Gibt es Spiele oder Szenen, die dir immer noch besonders gut im Gedächtnis sind?

In der Vorbereitung auf die Oberliga Südwest habe ich gegen den Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern zwei Tore als 17-Jähriger in den ersten 15 Minuten gegen Gerry Ehrmann beim 2:2 gemacht. Bei diesem Spiel hat auch der spätere FCK-Manager Reiner Geye gespielt. Er wollte mich immer zum FCK holen.

Es gibt noch ein paar weitere Spiele und Situationen, an die ich noch heute zurückdenke. Mainz Bruchwegstadion, zwei Tore zum Auswärtssieg als 17- Jähriger. Oder mein Hattrick gegen Tabellenführer Bielefeld im Jahr des Bundesligaaufstiegs mit dem FCH. In Frankfurt habe ich mal beide Tore zum Auswärtssieg gegen Charly Körbel erzielt.

In Köln hat mir Pierre Littbarski zweimal innerhalb von zehn Minuten in die Genitalien geflankt. „Noch einmal und meine Freundin schickt Dir eine Rechnung“ habe ich ihm zugerufen.

Vorm Spiel mit Homburg beim HSV lief mein verletzter Mitspieler Jimmy Hartwig mit einem Viertagebart und auf Krücken auf seinen ehemaligen Trainer Ernst Happel zu.  Mit seinem Wiener Schmäh sagte Happel: „Hörrst Jimmy, du schaust aus wie aan kubanischer Freiheitskämpfer.“

Eine andere Derbygeschichte mit dem FC Homburg gegen den FCK fällt mir ein.  Leider hat es nicht geklappt zum FCK zu wechseln. Dies stand bereits nach der ersten Bundesligasaison im Raum. Trainer Hannes Bongartz hatte sich aber gegen das Talent aus der Region entschieden. Er hat lieber den Isländer Larus Gudmundsson verpflichtet. Die Strafe kam die Saison später beim Heimspiel mit Homburg. Wir haben 3:2 gewonnen und ich habe kurz vor Schluss das entscheidende Tor gemacht. Hannes Bongartz wurde als Trainer entlassen.

Waldhof-Trainer Felix Latzke aus Wien sagte mal zu unserem Neuzugang Uwe Meyer, der sich als Polizist für seinen Traum vom Profifußball beurlauben ließ: „Hörrst Meyer,

und du willst a Gendarm sein, von dir wird i mi gern verhoften lossen.“


Wer war dein unbequemster Gegenspieler?

Alle Abwehrspieler beim Waldhof. In jedem Training habe ich das genossen. Hart aber

herzlich. Der Leitspruch im Training war „Leder ist Leder“, also Ball oder Fuß. Roland Wohlfahrt von den Bayern wurde mal nach seinem schlimmsten Gegenspieler gefragt. Da meinte er: „Da fällt mir kein spezieller ein. Halt, doch. Die gesamte Hintermannschaft von Waldhof Mannheim.“ Das waren harte Kerle und wenn man das im Training überstand, war man gerüstet für die Bundesliga.

Da fällt mir noch eine Geschichte ein. Ditmar Jakobs, übrigens ein klasse Typ, setzte mir im Strafraum den Fuß auf. Ich möchte gefährliches Spiel und einen indirekten Freistoß, aber der Schiri gibt Eckball. Ich schreie den Schiri an, dass der Jakobs mir das Sixpack aufsetzt, weil damals die Schuhe sechs Stollen hatten. Jakobs tippt mich vorm Eckball an und zeigt seine Schuhsohle und sagt: „Hey Uwe, schau mal, ich habe sieben, neues Modell von Adidas.“ Wir lachten uns beide kaputt und der Eckball fand ohne uns statt.


Wer war dein Lieblingsgegenspieler?

Charly Körbel, ich habe in fast jedem Spiel getroffen. Deshalb wollte er mich immer nach Frankfurt holen.

Hattest du ein Vorbild als Spieler?

Das waren Alan Simonsen und Jupp Heynckes.


Welcher Mitspieler war das größte Feierbiest, das dir in deiner Karriere

über den Weg gelaufen ist?

Da gab es einige. Mit Norbert Nachtweih konnte man gut ein paar Bier trinken. Auf Malle hat das auch mal mit Wuschi Rohde von Hertha BSC Spaß gemacht.

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