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Interview mit Detlev Dammeier

"Danach habe ich nicht mehr lange gespielt, weil ich nervlich ziemlich durch war."

Detlev Dammeier war für Hannover 96, den HSV, VfL Wolfsburg und Arminia Bielefeld in der Bundesliga am Ball. Er hat unter anderem mit uns über zitternde Knie im irren Aufstiegsfinale 1997 und fehlende Trainingskleidung beim VfL gesprochen.

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von Nico Petrowsky


Detlev Dammeier, bevor wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen, möchten wir gerne wissen, was Sie im Anschluss an Ihre Karriere machten und heute beruflich machen?

Im Anschluss hatte ich weiterhin eine Anbindung an den Verein, DSC Arminia, wo ich zuerst ca. 1 ½ Jahre als sportliche Leitung in der Jugendabteilung agiert habe, bevor ich dann als Nachfolger von Reinhard Saftig in die Profiabteilung hochgezogen wurde. Da war ich dann drei Jahre, also von 2008-2010.


Kommen wir zu Ihrer Karriere. 1986 kamen Sie als 17-Jähriger aus der Jugend von Bundesliga-Absteiger Hannover 96 zu den Profis, wo Sie in kürzester Zeit Stammspieler waren. Haben Sie alles auf die Karte Profifußballer gesetzt oder haben Sie parallel eine Ausbildung gemacht?

Ich habe zeitgleich eine Banklehre gemacht. Es war damals auch noch möglich, dass man das verbinden konnte, weil bei Hannover 96 viel nachmittags trainiert wurde und ich somit vormittags in der Bank sein konnte. So konnte ich meine Lehre als Bankkaufmann abschließen und trotzdem nahezu immer beim Training sein. Teilweise wurde ich aber auch freigestellt.


Also konnten Sie Ihren Tag so durchorganisieren, dass Sie weder beim Fußball noch bei der Bank Abstriche machen mussten?

Das war bei mir damals ungefähr so, wie bei den Spielern aus den Nachwuchsleistungszentren heute - früh morgens aus dem Haus und spät abends wieder zurück. Aber das passte alles zusammen.


Können Sie sich noch an Ihr erstes Profigehalt erinnern und wie Sie damit umgegangen sind?

Ja, absolut. Ich habe mit 1500 DM angefangen. Nachdem ich dann in den ersten zwei, drei Monaten relativ viel gespielt habe, wurde das dann ein wenig angepasst.


In Ihrer ersten Saison gelang Ihnen der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Was ging dem inzwischen 18-jährigen Detlev Dammeier durch den Kopf, als er realisiert hat, dass er nun Bundesliga-Spieler ist. Wie fühlte sich das an?

Gut. Ich wollte ja sowieso Bundesligaspieler werden, weil ich von der U-15 bis zur U-21 in allen Nationalmannschaften dabei war. Da war für mich die Bundesliga das logische Ziel. Dass es dann letzten Endes so schnell geklappt hat, dass ich über mein letztes A-Jugend Jahr zu den Profis gerutscht bin, war natürlich umso besser. Ich konnte dann an dieser Erfolgsstory nach dem Abstieg teilnehmen, als wir im Winter ja schon so gut wie aufgestiegen waren. Siggi Reich hatte da so um die 26 Tore geschossen und ich war ein ganz ordentlicher Mitläufer, das heißt, ich war noch nicht spielbestimmend oder ähnliches. Ich bin da eben mit reingerutscht und habe meinen Part erfüllt, was klasse war.


Mussten Freunde und Familie auf Sie achten, dass Ihnen der schnelle Erfolg in jungen Jahren nicht zu Kopf stieg?

Ich glaube nicht. Das hatte damals auch noch nicht mit so viel Geld zu tun, wie es heute der Fall ist. Also war das eigentlich nie eine Gefahr. Und ich selbst war wahrscheinlich auch zu solide, also ich bin nie mit dicken Autos oder so durch die Gegend gefahren.


Sie waren bei der U16-Weltmeisterschaft in China Stammspieler der deutschen Juniorennationalelf und wurden Vizeweltmeister. Im Endspiel traf vor 65000 Zuschauern Nigerias Jonathan Akpoborie, mit dem Sie in Wolfsburg noch zusammengespielt haben. War das ein Thema, als er zum VfL wechselte?

Da haben wir mal drüber gesprochen. Ich kann mich auch an China noch sehr gut erinnern, dass die Nigerianer da schon alle einen Vollbart hatten und wir waren noch teilweise kleine Jungs. Insofern war ich mir gar nicht so sicher, ob wir alle zum gleichen Jahrgang gehörten. Aber an für sich war das ein riesiges Erlebnis. Ich bin z.B. auf einem kleinen Dorf groß geworden und dann als 16-Jähriger drei Wochen in China Fußball zu spielen und ins Endspiel zu kommen, unter schwierigen Bedingungen, war natürlich ein tolles Erlebnis. Zu dieser Zeit herrschte dort ja auch noch der tiefste Kommunismus. Das war sehr fremd für uns.


Sie haben bei den Junioren mit späteren Stars wie Bierhoff, Möller oder Effenberg zusammengespielt. Hat man da schon erkannt, dass die Jungs später zu Weltstars werden können?

Effenberg und ich gehören zum selben Jahrgang, das heißt wir haben die ganze Jugend immer schon gegeneinander gespielt. In der Juniorennationalmannschaft hat er dann erst etwas später gezündet, auch über den Weg, den er über Gladbach genommen hat. Oder auch Leute wie Marcel Witeczek, der mit Uerdingen schon erste Liga gespielt hat, oder Bierhoff ein Jahrgang über uns. Martin Schneider war schon bei Nürnberg und später bei Gladbach. Bei einigen war es somit ein bisschen deutlicher. Dass ein Andy Möller zu einer Kategorie gehörte, die super Fähigkeiten hatte, war natürlich schnell abzusehen. Mit Bierhoff habe ich beim HSV zusammen auf der Tribüne gesessen, weil wir uns beide nicht so durchsetzen konnten und da waren wir beide Anfang 20. Er hat dann ja auch erst etwas später gezündet.


Ihr späterer Trainer bei der Juniorennationalmannschaft war Berti Vogts, der Sie öffentlich zur großen Nachwuchshoffnung im deutschen Fußball erkoren hat. Hat Sie dieser zusätzliche Druck belastet oder eher beflügelt?

Das war für mich schon eine Art Bestätigung der Leistungen, die ich im Juniorenbereich und auch beim Übergang zum Seniorenbereich gezeigt habe. Ich bin mit Hannover aufgestiegen, wir haben im zweiten Jahr mit Hannover ziemlich souverän die Klasse gehalten und waren zwischenzeitlich sogar mal auf Europacup-Kurs. Am Ende sind wir glaub ich 10. geworden. Insofern lief das alles ziemlich gut und es gab z.B. auch ein Interesse von Borussia Dortmund oder dem HSV. Für mich war das also keine Belastung, sondern ich habe ja nichts lieber gemacht, als Fußball zu spielen. Es lief für mich auch zunächst alles positiv, bis ich dann beim HSV erste Rückschläge erlitten haben. Da war das Umfeld einfach sehr speziell. Es gab dort noch höheren Druck der Medien, als in Hannover, wo ich durch meinen Wechsel auch viel Kritik einstecken musste. Auch die Harmonie innerhalb der Mannschaft war für mein Naturell vielleicht nicht das beste Pflaster. Mannschaft und Trainer waren schon ziemlich zerstritten und ich war in meinem Alter noch nicht so tough. Da war ich vielleicht noch nicht so weit.



Trotz der Lorbeeren von Vogts spielten Sie im Seniorenbereich nie in der Nationalmannschaft. Hat Sie diese Tatsache beschäftigt oder gar enttäuscht?

Nein überhaupt nicht. Es war eher verwunderlich, dass ich irgendwann überhaupt mal auf Abruf zur Verfügung stehen sollte. Das war bei einem Freundschaftsspiel gegen Russland, als viele Spieler gefehlt haben und ich zum erweiterten Kreis gehörte. Knut Reinhardt ist zu dieser Zeit dann reingekommen, mit dem ich im Juniorenbereich Seite an Seite gespielt habe - er linker Verteidiger und ich halb links. Aber das war überhaupt nicht das, was ich mir zu der Zeit vorstellen konnte. Das war für mich persönlich eigentlich weit weg und da haben vielleicht eher andere hineininterpretiert.


Nach dem Abstieg von Hannover 96 wechselten Sie als inzwischen gestandener Bundesligaprofi zum HSV. Anfangs lief es dort für Sie eigentlich gut, ehe die Einsätze im Laufe der Saison immer weniger wurden. Wo lagen die Gründe?

Es gab vielerlei Gründe. Als Hannover abgestiegen ist und mein Abgang schon feststand, war ich dort ein bisschen der Buhmann und bin dann auch nicht gut vorbereitet zum HSV gekommen. Ich war auch noch bei der Bundeswehr und musste meinen Wehrdienst ableisten, bevor ich beim HSV richtig einsteigen konnte. Ich konnte zwar immer viel laufen, aber war nicht der Schnellste und ich hätte in Hamburg einfach etwas fitter ankommen müssen, um auch dem Druck innerhalb und außerhalb des Vereins standzuhalten. Auch die Position als Linksverteidiger war nicht die richtige für mich. In der Jugend war ich nämlich immer Mittelfeldspieler. Aber über die Position als linker Verteidiger bin ich in Hannover eben reingerutscht und habe das dann so lange weitergespielt, bis ich irgendwann mal als Sechser spielen durfte, was einfach meinem Talent am meisten entsprochen hat.


Mit dem Hamburger SV spielten Sie im UEFA-Cup, bevor Sie 1992 zum VfL Wolfsburg gewechselt sind, der gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. Wie schwer ist Ihnen der Schritt von der großen Fußballbühne in Hamburg in die unbeschriebene Fußballprovinz gefallen?

Es gab damals noch die Problematik, dass es keine Ablösefreiheit gab. Man konnte bei einem auslaufenden Vertrag nicht einfach so wechseln und der HSV hatte aus damaliger Sicht auch einiges an Geld für mich bezahlt. Und Clubs, die Interesse hatten, waren von der Ablösesumme eben abgeschreckt. Ich glaube Saarbrücken war mal kurz interessiert oder es gab auch Anfragen aus England, aber da wollte ich selbst nicht hin. Ich hatte in Hamburg einen Vertrag über zwei Jahre und habe dann nochmal ein Jahr verlängert. Zwischenzeitlich habe ich mich auch wieder durchsetzen können, habe aber trotzdem nicht so viel gespielt, wie ich wollte. Und für mich war klar, ich muss wieder mehr Fußball spielen und mehr Anerkennung bekommen. In meinem Alter damals musste ich das tun, weshalb ich dann eine Herausforderung gesucht habe. Mit dem VfL Wolfsburg hat es dann gepasst, weil ich auch ziemlich heimatverbunden bin und in der Region bleiben wollte. Ich war dann zunächst für ein Jahr an Wolfsburg ausgeliehen. Durch die Wiedervereinigung damals war die Liga auf 24 Teams aufgestockt und um da den Klassenerhalt zu schaffen, war das als Aufsteiger eigentlich eine Horrorsaison. Ich bin dort aber positiv hängen geblieben, weil ich ein gutes Umfeld um mich herum hatte. Das da dann nochmal ein Aufstieg herausspringen kann, konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht erahnen. Da waren in Wolfsburg ja noch ganz andere Bedingungen als heute. Da hatte man einen Minimumetat und beim ersten Training gab es nicht mal Trainingsklamotten. Die ganze Entwicklung kam ja erst als wir am Aufstieg dran waren oder im Pokalendspiel standen. Wir hatten zwar unsere Höhen und Tiefen, aber haben uns irgendwie Richtung erste Liga gekämpft.


Mit Wolfsburg spielten Sie fünf Jahre als Stammspieler in der 2. Bundesliga, ehe 1997 in einem Herzschlagfinale gegen Mainz 05 der Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht wurde. Beim 5:4 trafen Sie doppelt. Erzählen Sie uns von Ihrer Gefühlswelt in diesem Spiel.

Das war Wahnsinn. Wenn man das Ganze nochmal Revue passieren lässt - und das tun wir Alten, Roy Präger und Co. und ich, ja öfter mal – dann gibt es immer noch eine Gänsehaut. Im Prinzip haben die beiden besten defensiven Mannschaften gegeneinander gespielt, Platz 3 gegen Platz 4, bei 28 Grad, als der Planet richtig glühte. Wenn es in so einem Spiel um alles geht, gibt es auch viele Emotionen. Ich weiß auch noch, wie es beim Einlaufen war, dass man zwischen Adrenalinschub und Angst irgendwie alle Gefühle durchlebt hat. Dann ging es los und mein erster Freistoß sprang von der Unterkante der Latte vor der Torlinie auf und nach sieben oder acht Minuten lagen wir mit 0:1 hinten, weil mir mein Gegenspieler weggelaufen ist. In 90 Minuten kann einfach eine Menge passieren und das ganze Spiel war eine wilde Achterbahnfahrt. Da war alles dabei, Elfmeter, Gelb-Rote Karte, Jürgen Klopp mit einem schlechten Rückpass, usw. In der Halbzeit waren wir mit einem 3:1 so gut wie aufgestiegen und 20 Minuten später steht es dann plötzlich 3:3. Dann hat sich keiner mehr getraut zum Elfmeter zu gehen und ich wollte auch nicht unbedingt schießen.


Sie traten beim Stand von 3:3 trotzdem zum Elfmeter an. Hatten Sie als einziger die Eier, sich den Ball zu schnappen oder zitterten Ihnen die Knie?

Da hatte ich auf jeden Fall weiche Knie. Ich hatte zum Ende der Saison zwei Elfmeter versenkt, von daher war ich auch eigentlich Schütze Nummer eins, aber in solchen Spielen hat das ja nichts zu bedeuten. Im WM-Finale 1990 hatte ja auch Brehme statt Matthäus geschossen. Zu diesem Zeitpunkt bei einem Puls von 180 regte sich in mir auch nicht die ganz große Überzeugung, dass ich mir das jetzt antun muss. Auf dem Weg dorthin gingen mir auch einige Gedanken durch den Kopf. Entweder du schießt ihn rein und bist der Held oder du triffst nicht und kannst durch das Seitentor direkt das Stadion verlassen. Ich konnte auch nicht langsam anlaufen und den Torwart ausgucken, sondern ich habe mir einfach eine Ecke ausgesucht. Danach habe ich auch nicht mehr lange gespielt, weil ich nervlich ziemlich durch war. Aber neben dem Pokalendspiel, welches wir mit dem VfL als Zweitligist erreichten, war dieses Spiel mit das emotionalste was es so geben kann, weil es um so viel ging. Und wenn man sich das durch den Kopf gehen lässt, darf man eigentlich nicht zum Elfmeterpunkt gehen. Wenn man sieht, welche Konsequenzen dieses Spiel hatte. Der VfL ist seitdem in der ersten Liga mit einem jetzt vielfachen Etat und ist zwischenzeitlich auch Meister und Pokalsieger geworden. Da ist schon etwas entstanden und ich finde, das muss man auch mal loben, egal wie man zum VfL Wolfsburg steht.


Im folgenden Jahr hielten Sie am vorletzten Spieltag trotz einem 0:4 beim 1. FC Kaiserslautern die Klasse. Der FCK wurde gleichzeitig sensationell Meister. Andy Buck erzählte uns kürzlich, wie z.B. Roy Präger nach diesem Spiel mit dem Trikot von Olaf Marschall auf dem Tisch getanzt hat. Wie haben Sie gefeiert?

Ich stand genau nebendran. Also wir sind mit der ganzen Mannschaft dortgeblieben und auch unsere Frauen sind mitgereist. In Lautern hat aufgrund der Meisterschaft natürlich die ganze Stadt gefeiert, aber wir haben, denke ich, mindestens genauso gut gefeiert, weil wir überraschend die Liga gehalten haben, da uns gegen Ende aufgrund des nicht allzu breit besetzten Kaders ein wenig die Luft ausgegangen ist. Wir waren im letzten Viertel der Saison eigentlich schon platt und deswegen konnten wir auch nicht mehr dagegenhalten. Zeitgleich hat Arminia Bielefeld dann Köln geschlagen und deswegen waren wir gerettet. Die Feier war aber legendär und da gibt es heute immer noch genügend Gesprächsstoff.


Wen würden Sie als den größten Partylöwen bezeichnen, den Sie in Ihrer Karriere kennengelernt haben?

Da gab es schon ein paar, aber ich könnte jetzt niemanden explizit herausstellen. Ich sage mal in den Teams, in denen ich länger war, sprich Wolfsburg und Bielefeld, gab es schon so einen Kern, der das Ganze sportlich auf dem Platz und im Mannschaftsgefüge neben dem Platz so ein wenig getragen hat. Das waren dann auch diejenigen, die Dinge organisiert haben, wie z.B. Partys. Es gab auch legendäre Feierlichkeiten, die zum Erfolg beigetragen haben. Gerade wenn man so das Eis zwischen den älteren und jüngeren Spielern mal aufbrechen musste und man den Fußball mal hintenanstellte.


Ihre Karriere haben Sie in Bielefeld als Bundesligaspieler beendet. Welcher Verein hat Ihnen im Rückblick am meisten gegeben?

Ich habe letztendlich 20 Jahre Fußball gespielt und in Bielefeld habe ich immer wieder um ein Jahr verlängert, weil es ganz gut lief. Ich wusste auch, dass danach keine bessere Zeit mehr für mich kommt, fußballerisch gesehen. In Hannover bin ich unter großer Euphorie als junger Kerl in den Profifußball reingekommen und auch mein damaliger Trainer Jürgen Wehling, der mir das zugetraut hat und mich immer gebracht hat, war natürlich wunderbar. In der zweiten Liga hatten wir dann auch viele Derbys gegen Braunschweig oder Osnabrück vor vielen Zuschauern. Beim HSV sticht natürlich das Internationale hervor, als wir gegen Juventus Turin oder Porto gespielt haben. Die Zeit dort war insgesamt für mich eben nicht so erfolgreich, aber trotzdem habe ich dort viel erlebt. Das Prägendste war für mich so der Anfang in Hannover mit Aufstieg und Klassenerhalt und dann die lange Zeit in Wolfsburg, nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus privater Sicht. Und Bielefeld bot für mich die Möglichkeit, weiterhin regelmäßig Fußball zu spielen, weil ich es noch nicht lassen konnte und ich in Wolfsburg nur noch einen Anschlussvertrag bekommen hätte. So konnte ich noch sechs Jahre erste und zweite Bundesliga in Bielefeld spielen. Als ich aufgehört habe war ich ja dann schon fast 38.


Gab es Mitspieler, die Sie beeindruckt haben?

Absolut. Wenn man mit Andy Möller zusammengespielt hat, muss man schon sagen, dass der in solchen Dingen wie Antritt und Schnelligkeit überragend war. Aber auch ein Thomas von Heesen konnte alles. Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so ein kompletter Fußballer war wie er. Thomas Doll war auch ein Top-Spieler. Da ging nicht mehr viel drüber.


Sie haben auch mit vielen Trainern gearbeitet. Welcher Ihrer Trainer hat am meisten Eindruck hinterlassen?

Klar, mein erster Trainer Jürgen Wehling, der mir das Vertrauen gegeben hat. Der hat Hannover auch spielerisch einiges eingehaucht nach dem Abstieg. Ich hatte natürlich eine Menge Trainer und mit dem einen hat es etwas besser funktioniert, als mit dem anderen. Wer sehr prägend war und wegen dem wir auch mit Bielefeld die Klasse halten konnten, war Uwe Rapolder. Er hat uns damals eine klare Struktur und viele Automatismen mitgegeben, was hohes Pressing usw. anging, obwohl wir vielleicht nicht die Starspieler waren. Dadurch konnten wir aufsteigen und die Klasse halten, weil wir sehr unangenehm zu bespielen waren.


Zum Abschluss würde ich Ihnen gerne einige Namen nennen und Sie darum bitten, in aller Kürze aufgrund persönlicher Erfahrungen, etwas zu ihnen zu sagen:

Manfred Kaltz: Mit ihm habe ich noch zusammengespielt, als er aus Bordeaux zurückkam. Er war 38 und ich Anfang 20. Der war schon ein Phänomen auf dem Platz. So nach dem Motto - ich mache mal ein Probetraining - und dann hat er wieder einen Vertrag bekommen. Wirklich ein absoluter Profi.


Thomas Doll: Eine richtige Rakete auf dem Platz mit Bewegungen, die nicht viele machen konnten und einer enormen Geschwindigkeit. Generell ein super Fußballer und lustiger Typ. Er musste letztendlich den HSV durch die Ablösesumme retten.


Siggi Reich: Er war damals mein Zimmerpartner und ist auch heute noch mein Freund. Einer der besten Stürmer, den ich je auf dem Platz gesehen habe. Also vor dem Tor waren nicht viele cooler als er. Ein super Stürmer.


Bruno Labbadia: Als ich ihn kennengelernt habe, waren wir beide schon im fortgeschrittenen Alter. Ein super Profi und ein super Stürmer, aber auf eine andere Art als Siggi Reich. Er hat viele Erfolge gehabt und sich immer wieder durchgesetzt. Kurz gesagt: Ein ehrgeiziger Vollprofi.


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